Maximale Sicherheitsstufe: Schwimmbad

Diese kleine Geschichte handelt von meinem ersten Besuch in einem japanischem Schimmbad. Der erste große Unterschied besteht in der Wassertiefe, diese beträgt nämlich nur 130 cm. Dadurch wird das Schwimmen etwas seltsam – naja schwimmen in eine bestimmte Richtung ist ok, aber auf der Stelle ist es unmöglich, weil selbst der kleinste Erwachsene sofort im Wasser steht. Das soll Unfälle vermeiden, aber meiner Meinung nach vermeidet es wohl eher den Spass am Schwimmen. Tauchen ist auch äußerst schwierig in der geringen Tiefe, folglich gibt‘s auch keine Blöcke zum in Wasser springen, weil ein solcher Sprung die Begegnung von Gesicht und Fliesen zur Folge hätte – kann ich mir schöneres vorstellen.

Nach der Ankunft muss man sich in eine Liste eintragen: Name, Zeit, Geschlecht – wieso Geschlecht, was spielt das für eine Rolle?! Dann erklart die freundliche Mitarbeiterin wo was ist, wo man hingehen muss, ein paar von den Sachen die wir nicht dürfen und überreicht mir schließlich eine Regelliste / Hausordnung, welche drei Seiten lang ist … ähhh, ok. Das fand ich dann schon seltsam aber gut, hier wird man ja überall bemuttert von Mitarbeitern oder freundlichen Ansagen, weil man weiß ja alles ist super gefährlich. Ich sag nur Rolltreppe: „Bitte stellen sie sich inerhalb der Markierung auf“, aha ja, ja, du mich auch. OK nun im Schwimmbad, dort patrolierte der Bademeister durch das sehr kleine Schwimmbad, obwohl er von seinem Stuhl aus alles ohne Probleme überblicken könnte. Die Bademeister haben sich alle paar minuten abgewechselt, weil man wahrscheinlich 100% konzentriert und fit sein muss um jemandem aus dem „ultratiefen“ Wasser zu ziehen, falls mal etwas passiert.

Es gab drei Bahnen, die Erste zum laufen (für die alten und fetten, sorry aber ist doch wahr), die Zweite zum schwimmen und Dritte für eher freie Nutzung. Als erstes bin ich in den Wirlpool gestiegen und die erste Begegnung mit dem Gesetz des Wassers nahte, oh mein Gott, ich hatte meine Brille auf und bin damit ins Wasser gegangen … wie konnte ich nur. Der Kopf war zwar zu keiner Zeit unter Wasser, was nebenbei im Wirlpool auch verboten war, aber egal. Gut, Brille ab und wieder rein, man muss ja nichts sehen können im Schwimmbad. Im zweiten Massage-Wirlpoolbecken dann wieder, meine Frau und ich waren uns zu nahe gekommen, ähh wir haben uns umarmt und gequatscht, das war es, keine geküsse oder sonst welche anzüglichen Aktivitäten. Naja, vielleicht könnten die anderen ja eifersüchtig werden wenn sie ein glückliches Paar sehen, also für mich völlig nachvollziehbare Regel 😉 Im Schwimmbecken war meine Frau dann mit so einnem Mini-Surfbrett sehr langsam unterwegs und ich habe links überholt – laufend. Dann hat mich gleich die „Pool-Sicherheit“ ran gerufen und gesagt ich solle bitte auf der rechten Seite schwimmen, es war aber niemand im Becken außer uns Beiden, also was zur zur Hölle sollte das denn? Zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits die bösen Rebellen, drei schwere Regelverstöße in weniger als einer Stunde. Inerhalb des Bades sind wir dann nicht mehr mit dem Gesetz in Konflikt geraten, aber nur soviel, eine weitere Regel besagte, dass man kein Buch mit in die Dampfsauna mitnehmen soll um Unfälle zu vermeiden. Wer nimmt denn bitte ein Buch mit in die Dampfsauna? Erstens kann man da kaum etwas sehen und wenn man seine Bücher mag, setzt man sie nicht ünnötig Feuchtigkeit aus.

Und der Höhepunkt kommt ja bekanntlich am Schluss. Als wir gehen wollten war ich etwas früher raus als meine Frau und habe unbewusst alles richtig gemacht. Ja, ja, der ordentliche Deutsche. Also, Schuhe aus dem Schuhschrank (waren eingeschlossen), Schuhe dann außerhalb des „Nicht-Schuh-Bereiches platziert, beide Schlüssel abgegeben (für Schuhe und Spint) und ordnungsgemäß ausgetragen aus der heiligen Liste. Jetzt aber meine Frau, sie wollte sich doch tatsächlich erst austragen, den Spintschlüssen abgeben, dann die Schuhe holen und erst dann den zweiten Schlüssel abgeben. Wie kommt sie blos auf so eine abwegige Idee? Ne, im Ernst, die Tusse hat echt drauf bestanden, dass sie es in der „richtigen“ Reihenfolge macht – oh mein Gott. Sie könnte ja vielleicht mit dem Schuhschrank-Schlüssel abhauen, der ja so ungemein wertvoll ist. Ah, oder nein, mit der falschen Reihenfolge stimmt die Austragezeit ja nicht mehr, wäre dann ein oder zwei Minuten später, also vorsätzlich gelogen. Es war jedenfalls der seltsamste Ausflug in ein Schwimmbad den ich jemals hatte.

Bis dahin,
euer Sanjuro Tsubaki

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