Zugfahren in Japan (1 von 2)

Japan ist eine der führenden Nationen wenn es um die Mobilität mit Zügen geht, sei es nun die U-Bahn, S-Bahn, Regionalbahn oder der Hochgeschwindigkeitszug. Wer in Japan schnell an sein Ziel kommen will, der nutzt den Zug. Es iss ein ziemlich umfangreiches Thema also werde ich es in mehreren Abschnitten abarbeiten. Viel Spaß!

BAHNHÖFE ALLGEMEIN

In den größeren Städten bewegen sich die meisten Menschen mit Zügen von A nach B und daher herrscht in den Bahnhofshallen immer ein wunderbar geordnetes Chaos. Es gibt viele Anzeigetafeln und alle Leute laufen kreuz und quer, dabei kommt es aber erstaunlich selten zu Zusammenstößen – wenn man sich daran gewöhnt geht es einigermaßen. Bei den Bahnhöfen auf dem Land ist das natürlich eine andere Sachen, aber das ist in Deutschland ja genau so.

Bevor man zum eigentlichen Hauptteil eines Bahnhofes vordringen kann muss man ein Ticket kaufen und durch eine “Schleuse” gehen, wie sie auch in London oder New York üblich sind, dadurch wird Schwarzfahrern das Leben extrem schwer gemacht, allerdings würden so gut wie alle Japaner auch bei fehlenden Schleusen ein Ticket kaufen, die Mentalität ist einfach anders. Ich sage nicht dass alle deutschen schwarz fahren würden, aber bei gleichen Bedingungen wäre der Anteil an deutschen größer, die bereit wären schwarz zu fahren. Aber ich schweife ab.

Die Ticketautomaten wirken beim ersten benutzen kompliziert, aber normalerweise gibt es auch eine englische Sprachausgabe und das Ticketsystem ist eigentlich recht logisch. Bis zu einer bestimmten Station zahlt man den Betrag X und wenn man darüber hinaus fahren will muss man mehr zahlen oder später nachzahlen. Die Automaten bieten oft die möglichkeit sowohl “Touchscreen”, als auch Knöpfe zu benutzen. Einzelfahrscheine habe auf der Rückseite einen Magnetstreifen, der von der “Schleusen” ausgelesen wird. Man muss den Fahrschein beim Betreten von der ersten Station einführen und beim Verlassen der Zielstation, dort verbleibt der Fahrschein dann im Lesegerät. Die meisten Japaner benutzen allerdings schon seit langem Pre-Paid Plastikkarten die man auf einen Sensor auflegt und der erforderliche Betrag wird automatisch abgebucht. Das gleiche System habe ich auch schon in London gesehen.

Die Bahnhöfe wirken zu einem großteil etwas abgenutzt und altbacken, sind aber, was die Sauberkeit betrifft in einem überragendem Zustand. Mir ist auch noch nie ein ausgefallender Ticketautomat aufgefallen, was in Berlin ja ständig vorkommt. Allerdings habe ich oft gesehen, dass die Ticket-Schleusen gewartet oder repariert werden (allerdings nie zwei geleichzeitig), da aber davon wirklich sehr viele vorhanden sind kann man sich nicht beschweren.

PÜNKTLICHKEIT
Ja, das ist wohl das größte Plus was einem Ausländer in Japan auffällt. Die Züge kommen immer, ja wirklich immer auf die, ich möchte schon fast sagen Sekunde pünktlich. Das ist sehr angenehm und man kann tatsächlich sehr gut planen wann man wo ankommt. Es gibt nur eine Ausnahme in den Großstädten, eine sehr traurige. Zu verspätungen kommt es wenn sich jemand vor den Zug wirft und Selbstmord begeht. Das kommt leider ziemlich häufig vor und ist auch ein großes Problem in der japansichen Gesellschaft. Wenn man das weiß und der Zug, den man bekommen wollte kommt zu spät, dann bekommt man ein ziemlich mulmiges Gefühl. Kein sehr schönes Thema, aber leider realität.

RUSH HOUR – BERUFSVERKEHR
Die Bilder werden viele von euch schon einmal im TV oder Internet gesehen haben. Menschen stehen Schlange am Bahnsteig und jeder Zug der einfährt spuckt unmengen von Menschen aus und mindestens die gleiche Menge steigt wieder ein. Dabei helfen dann teilweise die “Drücker”, also Bahnpersonal, das tatsächlich die Passagiere in die überfüllt Bahn “presst”. Ja, das ist ein richtiger Job. Das ist keine Angenehme Erfahrung und ist natürlich am extemsten in Tokyo, aber auch in abgeschwächter Form in anderen Städten anzutreffen. Das absolute Extrembeispiel ist hierbei die “Yamanote” Linie, die “Ringbahn” Tokyos. Fast alle Videos im Internet stammen von Bahnhöfen dieser Linie.

DER SHINKANSEN
Das Prestigéobjekt, wenn es um technologische Überlegenheit bei Zügen geht, ist Japans “Shinkansen”, auf Englisch auch “Bullet-Train” genannt.

Mit diesem Zug durch Japan zu Reisen ist sicherlich die komfortabelste und schnellst Möglichkeit. Bei manchen Verbindungen ist man damit tatsächlich schneller als mit dem Flugzeug. Erstens, weil man sich die ganzen Sicherheitschecks spart. Zweitens liegen die wichtigen Bahnhöfe meist direkt im Zentrum, wohin gegen Flughäfen meist außerhalb liegen. Und drittens fährt dieser Zug durchgehend mehr als 300 km/h. Das schafft kein ICE, was aber nicht nur am Design und der reinen Power liegt, ein ICE hat unter Testbedingungen schließlich auch schon um die 400 km/h geschafft. Der Hauptgrund ist, dass für den Shinkansen extra Strecken gebaut werden, die gradliniger verlaufen und Steilkurven enthalten, aus diesen Gründen kann es die Geschindigkeit halten. Der ICE hingegen fährt auf Strecken, die auch von anderen Zügen genutzt werde, daher meist zu kurvig sind um hohe Geschwindigkeiten zu halten. Ein weiterer Vorteil der speziellen Strecke, ist die breitere Spur, wodurch der Shinkansen sehr geräumig ist. Ist gibt zwei dreier Sitzreihen, die sich je nach Fahrtrichtig um 180° drehen lassen. Da bekommt man eine kleine Vorstellung davon wieviel Beinfreiheit man hat. Die Ticketpreis sind etwas höher als beim ICE, aber grundsätzlich vergleichbar.

REGIONALZÜGE / S-BAHN
In Japan gibt es hier keine so klare Trennung wie in Deutschland und optisch kann man nicht immer einen Unterschied feststellen. Die “Standard-Züge” in Japan haben grundsätzlich nur sich gegenüber liegende Bänke um möglichst vielen Passagieren Platz zu bieten, da im Mittelgang viel Platz zum Stehen ist. Die Züge sind grundsätzlich klimatisiert, obwohl es gerade im Sommer oft zuviel des Guten ist. Weil draußen Temperaturen von 30°C und mehr bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit herschen, sind die Menschen dementsprechend gekleidet. In den Zügen allerdings herscht ein kräftiger kühler Wind und man kann es durchaus als kalt bezeichnen. Im Sommer holt man sich also evtl. leichter eine Erkältung, als im Winter.

Im 2. Teil meiner kleinen Exkursion in die Welt der Züge werde ich näher auf die Regeln, die so gibt eingehen – und davon gibt es viele. Außerdem werde ich auch noch ein paar Eigenheiten beleuchten, die es so in Japan zu diesem Thema gibt. Na dann bis bald, bei Teil 2.

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