Die höfische Kultur in Japan (7. – 12. Jahrhundert) – Teil 1

In der Zeit vom Ende des 7. bis zum 12. Jahrhunderts trug der japanische Kaiserhof vor allem darin zur Kultur bei, dass er die Bildung und die Kultivierung der Schrift förderte.

Im Jahr 673 wurde eine Hochschule eingerichtet, wo die chinesische Sprache, sowie Schrift, Philosophie und Literatur gelehrt wurde. Damit sollten die Beamten die Möglichkeit haben nur durch das erlangen von Wissen höhere Positionen zu erreichen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde die chinesische Schrift nur von Mönchen in buddhistischen Tempeln gelehrt und praktiziert, seit sie im 4. bis 5. Jahrhundert eingeführt wurde. In der Mitte des 8. Jahrhunderts entstanden die ersten Werke der „Schönen Literatur“, wie eine Sammlung chinesischer Gedichte, genannt „Kaifūsō“ und kurz danach ein Sammlung von 4500 Gedichten, die aus verschiedenen Schriften und mündliche überlieferten Werken zusammengetragen wurden. Zu diesem Zeitpunkt war die Anpassung der chinesischen Schrift an die japanische Sprache schon soweit fortgeschritten, dass eine Fixierung auf 15 Silben erreicht war (Manyōgana). Die Schrift wurde in der Darstellung noch weiter vereinfacht, so dass nur noch Piktogramme übrig waren, die ein vollständiges Silbenalphabet darstellten. Dadurch konnte die ganze japanische Sprache endlich genau schriftlich dargestellt werden. Die chinesische Schrift wurde dadurch allerdings nicht verdrängt, sondern blieb weiterhin das Hauptmedium für die gebildete höfische Elite. Das Silbenalpabet wurde hauptsächlich von Hofdamen verwendet und „Onnade“ ( Frauenhand) genannt, heute „Hiragana“ (glatte Zeichen). Kurz darauf entwickelten Mönche ein zweites Silbenalphabet, genannt „Katakana“, welche damals wie heute hauptsächlich für Fremd- und Fachwörter verwendet wird.

Hier ein Beispiel für die verschiedenen in Japan verwendetetn Schriftsysteme:
Das Wort “Hon” bedeutet “Buch”.

Mit entstehen der Silbenschriften konnten dann auch andere Formen der Literatur entstehen, wie Tagebücher, Erzählungen und elegante Gedichte, die sich mit dem Leben am Hofe auseinandersetzten und woran Hofdamen einen großen Anteil hatten. Zu den herausragendsten Werken dieser Art von Literatur gehören das „Makura no sōshi“ (Kopfkissenheftchen), worin das höfische Leben in Skizzen dargestellt wird und das „Genji-Monogatari“ (Erzählungen vom Prinzen Genji). Beide Werke wurden von Frauen verfasst, nämlich von „Sei Shōnagon“ und „Murasaki Shikibu“ und beide standen im Dienst einer kaiserlichen Gemahlin. Beide Werke sind ein gutes Beispiel, wie hoch der Bildungsstand von Frauen zu dieser Zeit werden konnte.

Im Jahr 894 brach Japan die offiziellen Beziehungen zu China ab und damit begann der Aufschwung der Literatur, welcher zeitgleich mit der Aufstieg des Fujiwara-Klans bis zu dessen Machthöhepunkt unter „Fujiwara no Michinaga“ (966-1028) verlief. Da die alltägliche Politik in der Hauskanzlei der Fujiwara-Regenten gemacht wurde blieben für Kaiser und Hofadel nur zahlreiche zeremonielle Tätigkeiten sowie die Bildung übrig. Die Männer besuchten auch noch nach Abschluss ihrer Ausbildung die Hochschule, wobei sich aber der Focus bei den einzelnen Fächern veränderte. Sie erlangten mehr philosophisches und konfuzianisches Wissen als sie für die Politik benötigten. Frauen lernten im Alltag der Familie durch Abschauen und zusehen Schreiben, Lesen, Etikette, Musik und Traditionen. Je gebildeter eine Frau war, desto eher konnte sie sich als Hofdame bzw. für eine hochgestellte Heirat qualifizieren.

Mehr lest ihr beim nächsten Mal im 2. Teil.

Quelle: “Geschichte Japans” – Reclam Sachbuch (ISBN: 978-3-15-018961-0)
Titelbild: Hokusai

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