Nokan – Die Kunst des Ausklangs

“Daigo” lebt seinen Traum – er spielt in Tokyo in einem Orchester Cello. Eines Tages wird dieses aufgelöst und er ist am Boden zerstört. Dadurch muss er auch sein geliebtes Instrument verkaufen, welches noch lange nicht abbezahlt war (ca. 140.000 Euro). Weil jetzt die Perspektive in der Großstadt fehlt, zieht er zusammen mit seiner Frau “Mika” zurück in seine Heimatstadt “Yamagata” und dort in das leerstehende Elternhaus.

Auf der Suche nach einem Job stößt er auf eine vielversprechende Anzeige, wo die Firma mit “Hilf bei der Reise” wirbt. Anstelle eines Reiseunternehmens erwartet Daigo beim Vorstellungsgespräch aber ein Firma, die auf das Waschen von Verstorbenen, samt Abschiedszeremonie, spezialisiert ist. Durch eine sofortige Barzahlung und ein sehr hohes Gehalt, nimmt Daigo den Job wiederwillig an.

In Japan gehört dieser Beruf immer noch zu den nicht akzeptierten, bzw. “dreckigen” und der Film greift diesen Konflickt sehr gut auf. Niemand möchte mit diesen Leuten zu tun haben, aber eigentlich sind die Menschen für die Arbeit sehr dankbar. Der Film schafft es wie kein Anderer, respektvoll und mit ein wenig Humor, mit dem Tabuthema Tot umzugehen. Es werden einige dieser Zeremonien gezeigt und diese Sequenzen laufen sehr langsam und ruhig ab, jedoch ohne langweilig oder trocken zu werden. Bei den verschiedenen Zeremonien wird auch immer das Schicksal der jeweiligen Familie angerissen und man bekommt ein Verständnis dafür, wie wichtig die Arbeit der Bestatter für die Hinterbliebenden ist. Dieser letzte Abschied mit Reinigung wird sehr direkt, aber estetisch und wie schon gesagt, respektvoll dargestellt. Der Film schafft es den Zuschauer voll emotional mitzunehmen.

Zwei wichtige Schauplätze, neben den Zeremonien bei den Hinterbliebenden, spielen im Film eine Rolle. Das Elternhaus von Daigo und ein öffentliches Bad in dem er mit der Besitzering und einem Stammgast viele Gespräche fürht. Im Elternhaus findet der Konflikt von Daigo mit seiner Vergangenheit, allem voran mit seinem Vater, der die Familie früh verlassen hat und der mit seiner Frau, die ein Problem mit der neuen Arbeit hat, statt. Aufgelockert wird der ernste Hintergrund durch den Chef der Bestattungsfirma, der mit seinem dezenten und passenden Humor das ernste Thema auflockert und den Kloß im Hals erfolgreich verschwinden lässt.

“Nokan” hat meiner Meinung nach völlig zu Recht den Oscar für den besten ausländischen Film 2009 bekommen. Selbst für Jemanden, der sonst nichts mit dem asiatischem Kino anfangen kann, ist der Film uneingeschränkt zu empfehlen.


Bewertung

9 von 10 Punkten
Fazit: Sehenswert.

Ein Kommentar

  1. Ich fand diesen sehr beeindruckend und emotional nachhaltig! Der Beruf des Hauptakteurs, sowie das “Verabschiedungsritual” in der japanischen Kultur, empfand ich als wertvoll. Ich glaube, dass damit die Trauerarbeit besser abgeschlossen werden kann. Früher gab es bei uns ein ähnliches Ritual. Da wurde der Verstorbene von den Hinterbliebenen gewaschen und zum Aufbahren vorbereitet. Das ist auf Grund von gesundheitlichen Vorschriften nicht mehr erlaubt.
    Danke für diesen Kommentar und das Aufmerksam machen auf diesen Film. Er ist still, humorvoll und intensiv! Von mir bekommt er 10 Punkte ?

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